Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion organisierte am Sonnabend eine Protestveranstaltung in Prenzlau. Rund 200 Teilnehmer – Unternehmer, Politiker und Bürger – kamen auf den Marktberg

Die Protestkundgebung auf dem Marktberg in Prenzlau fand reges Interesse bei den Bürgern.

Prenzlau. Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion hatte zum lautstarken Protest aufgerufen und viele Unternehmer, Beschäftigte und Bürger kamen am Sonnabend auf den Marktberg in Prenzlau. Hintergrund war die von der Bundesregierung forcierte Energiekrise im Land und steigende Preise für Produzenten und Verbraucher.

Landrätin Karina Dörk (CDU) sprach auf dem Podium erneut die verfahrene und verzweifelte Situation des PCK in Schwedt an. Aus Rostock werde es nicht ausreichend mit Öl versorgt werden können. Zudem sei dies ein „ökologischer und logistischer Wahnsinn“. Sie forderte über den 31. Dezember hinaus russisches Öl beziehen zu können und deutsche Diplomatie im Ukrainekonflikt statt Waffenlieferungen. Weiter sprach sie sich für einen G7-Gipfel mit den Präsidenten der beiden Kriegsparteien aus.

Baudezernent Dr. Andreas Heinrich äußerte sein Unverständnis darüber, dass Deutschland „einen selbstmörderischen Kurs der Deindustrialisierung und der Wirtschaftsvernichtung fährt“.

Er versicherte, dass die Prenzlauer Stadtverwaltung und ihre beiden Töchterunternehmen, nämlich Wohnbau GmbH und Stadtwerke alle Möglichkeiten nutzen werden, um die Folgen der verfehlten Bundespolitik zu dämpfen und den Bürgern, Mietern und Kunden beizustehen.

Gabriele Manteufel ist Inhaberin und Geschäftsführerin der OderGas in Schwedt, die 2500 Haushalte mit Wärme aus Flüssiggas versorgt, einem Raffinerieprodukt aus dem Erdöl des PCK. Wenn die Druschbar-Pipeline schließt, werde man Gas von weit her besorgen müssen. Für die Endverbraucher werde das teuer. Bei einer Veranstaltung in Schwedt habe sie feststellen müssen, dass der grüne Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Michael Kellner, den Unterschied zwischen Erdgas und Flüssiggas nicht kennt. Sie berichtete, dass viele ihrer Kunden nur noch in Raten zahlen könnten. „Wie kann ich eine Pipeline schließen, ohne Alternativen zu haben?“, fragte sie. „Wie kann ich in Ländern um Öl betteln, die die Menschenrechte mit den Füßen treten?“

Darüber wunderte sich auch Steffen Knauthe, seit 2004 Inhaber einer Werbedruckerei mit drei Angestellten in Schwedt. Und darüber, dass an diesem Vormittag keiner der fünf uckermärkischen Bundestagsabgeordneten auf dem Marktberg erschienen war. Seine monatlichen Energiekosten seien von 120 auf 540 Euro monatlich gestiegen. Seit 2014 habe man Russland durch Sanktionen „in die Ecke getrieben“. Man werde Putin nicht mit einem Ölboykott in die Knie zwingen.

Ellen Fährmann, Leiterin eines Pflegesachverständigenbüros in Angermünde, sagte, die Bundesregierung mache Schulden, an denen noch die Urenkel zu tragen hätten. Sie schilderte die äußerste Verzweiflung von Senioren, die ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können. Pflegedienste und -einrichtungen blieben auf ihren Mehrkosten für Benzin und Energie sitzen.

Architekt Hellmuth Picht erhielt Applaus für seine Forderung nach dem Rücktritt der „Gurkentruppe in Berlin“. Es sei eine Übergangsregierung aus Experten zu bilden und Neuwahlen anzusetzen.

Keine Antwort auf Briefe erhalten

Für die Kreishandwerkerschaft sprachen Geschäftsführerin Katrin Grothe und  Kreishandwerks- und Bäckermeister Klaus Schreiber. Sie beklagten die gestiegenen Kosten überall im Handwerk. Auf ihren offenen Brief an die Landesregierung, Wirtschaftsminister Habeck und Bundeskanzler Scholz habe man nie eine Antwort erhalten.

Unter den Besuchern der Veranstaltung waren Zahnärztin Dr. Judith Schmitz und Steffen Trost. „Viele haben noch nicht begriffen, dass es uns bald sehr viel schlechter gehen wird, wenn wir nichts verändern. Die gegenwärtige Bundesregierung ruiniert unsere Wirtschaft“, sagen die beiden.

Sie befürchten auch den Verlust des gesellschaftlichen Zusammenhaltes und Engagements, wenn vermehrt Menschen um ihre Existenz kämpfen müssten.

Robert Muchow und Thomas Liermann sind in der Landwirtschaft tätig. Muchow als Landwirt und Abteilungsleiter bei der Agrarprodukte Dedelow GmbH, Liermann als Landhändler bei Agravis Ost. Beide berichten über die Unsicherheit, die sich in der Branche ausgebreitet hat. Aufgrund der ständig neuen Öko-Gesetze sei Planung kaum noch möglich. Gegenwärtig seien Produkte wie Dünger und Treibstoffzusätze kaum erhältlich oder für Landwirte unbezahlbar, weil ihre Herstellung sehr energieintensiv sei.

Zahlreiche Besucher der Veranstaltung äußerten die Ansicht, dass rot-grüne Bundespolitik sich anmaße, über das Schicksal ländlicher Regionen wie der Uckermark zu bestimmen.


Text & Foto: Oliver Hauck

Quelle: Nordkurier, 09.10.2022 (https://www.nordkurier.de/uckermark/union-sammelt-den-protest-der-uckermark-0849921810.html)